Lesung „Unsere Töchter, die Nazinen“ – Vergangenheit, die uns heute warnt

Lesung „Unsere Töchter, die Nazinen“ – Vergangenheit, die uns heute warnt

Am 10. September 2025 luden der Wildtulpe – Mösthinsdorfer Heimatverein e.V., die Partnerschaft für Demokratie Weltoffener Saalekreis und die Omas gegen Rechts Halle  zur szenischen Lesung „Unsere Töchter, die Nazinen“ in das Offene Haus der Begegnung Mösthinsdorf ein.

Eine eindrucksvolle Lesung des Buches „Unsere Töchter, die Nazinen“von Hermynia Zur Mühlen.
Besonders eindrucksvoll war die generationsübergreifende Verbindung: Großmütter, junge Frauen und Studentinnen lasen gemeinsam. Schon dieser generationsübergreifende Rahmen machte klar, dass es um mehr ging als nur Literatur – es ging um Erinnerung, Verantwortung und die Frage, was wir aus der Vergangenheit für heute lernen.

Eine musikalische Umrahmung durch das Klavier eröffnete neue Ebenen des Erlebens: Klänge und Töne griffen die Emotionen auf, die in den Geschichten verborgen lagen, verstärkten sie und ließen sie unmittelbar spürbar werden. So entstand ein Zusammenspiel von Sprache und Musik, das die Zuhörenden berührte und in ihnen nachhallte.

Mütter und Töchter im Sog der Ideologie

Das Buch zeigte Familienschicksale und doch ein bedrückendes Bild der gesamten Gesellschaft:

  • eine adelige Familie, die an alten Traditionen festhält, aber die Realität der politischen Radikalisierung ignoriert.
  • eine bürgerliche Ärztin und ihre Tochter, die zwischen moralischen Grundsätzen und gesellschaftlichem Aufstieg schwankt.
  • eine Frau aus einfachen Verhältnissen, die versucht, ihr Kind vor der Gewalt der Zeit zu bewahren.

Allen gemeinsam ist, dass sie sich dem Nationalsozialismus nicht entziehen können. Manche laufen mit, manche profitieren, manche widerstehen – doch niemand bleibt unberührt. Gerade das macht den Text so beklemmend: Er zeigt, wie der Faschismus durch alle Schichten drang und ganze Familien spaltete.

Ein Spiegel für unsere Gegenwart

Hermynia Zur Mühlen schrieb das Buch als Warnung: Faschismus entsteht nicht allein durch fanatische Führer, sondern durch das Mitmachen, Wegsehen und Schweigen der Vielen.

Heute, 90 Jahre später, klingt diese Warnung bedrückend aktuell. Deutschland erlebt erneut einen Rechtsruck. Eine Partei, die Hass schürt, gewinnt Stimmen. Antisemitische, rassistische und demokratiefeindliche Parolen werden wieder salonfähig. Was damals im Kleinen begann – am Familientisch, in der Nachbarschaft, im Schweigen – droht sich heute zu wiederholen.

Verantwortung über Generationen hinweg

Dass die Lesung von Omas gegen Rechts gemeinsam mit Studentinnen gestaltet wurde, war mehr als ein Rahmenprogramm. Es war ein Statement: Erinnerung und Demokratie sind eine gemeinsame Aufgabe über Generationen hinweg.

Das Buch und die Lesung erinnern uns daran:

  • Demokratie ist verletzlich.
  • Jede und jeder ist gefordert, wenn Menschenrechte angegriffen werden.
  • Wegschauen ist keine Option.

„Unsere Töchter, die Nazinen“ ist ein literarisches Zeugnis und zugleich eine Mahnung: Nie wieder darf Gleichgültigkeit den Boden für Hass und Unrecht bereiten.