Am Donnerstag, 24. Juni 2021, fand seit langem wieder eine Veranstaltung statt. Viele aus dem Ort und der Umgebung waren gekommen, um den Erfahrungsbericht zu hören und Rami kennenzulernen. Ein sympathischer Mann, der auf die Menschen zu einem Lächeln zugeht, der sich für sie interessiert und mit Ihnen leicht ins Gespräch kommt.
Im Sommer 2015 verlies Rami Dahbour schwierigen Herzes sein Heimatland, wo der Bürgerkrieg herrschte und es keine sichere Zukunft gab. Im Herbst desselben Jahres ist er in Deutschland angekommen. Erst im Sommer 2016 bekam er einen Platz im Integrationskurs und begann intensiv Deutsch zu lernen. Ziemlich schnell danach begann seine lange Geschichte als er sich für den Bundesfreiwilligendienst beim einem Landesjugendwerk entschied. In einem Nachbarschaftstreff hat er unter anderem Sportkurse für die Flüchtlinge geleitet, viel übersetzt und Flüchtlinge begleitet. Nach sieben Monaten, im Juli 2017, ist eine Stelle im Projekt freigeworden. Eine Kollegin hat ihn für die Stelle empfohlen, da er sich als fleißige und engagierte Person bewiesen hatte. Sein Verantwortungsbereich ist nun als Projektleiter sehr breit und vielfältig.
Er bietet Anfänger-Deutschkurse für die Flüchtlinge aber auch Arabischkurse für die deutschen Menschen. Außerdem gibt es verschiedene Freizeitaktivitäten und Sportangebote. Er leitet zum Beispiel einen Fußballkurs für Flüchtlinge und einen Senioren-Sportkurs, der sehr beliebt und gut besucht ist. Aber natürlich berät er auch Flüchtlinge in ganz verschiedenen alltäglichen sowie bildungs- und berufsbezogenen Themen.
Seit langem hatte er eine Idee. Den neu angekommenen Menschen fällt es in der Regel sehr schwer, den Kontakt zu deutschen Menschen zu finden. Sie wissen oft einfach nicht, wo sie die Einheimischen kennenlernen können. Anderseits hat er viele deutsche Leute, die bei ihm den Arabischkurs besuchen und ein großes Interesse für die arabische Kultur und Sprache haben. So brachte er die zwei Gruppen zusammen. Er organisiert interkulturelle Abende. Eine tolle Möglichkeit für alle sich kennenzulernen, Freunde zu finden, die erlernte Sprachen zu üben, aber auch einfach zusammen zu kochen, zu lachen und Spaß zu haben.
Rami Dahbour betonte, er findet es wichtig, dass die Menschen Fluchtgeschichten, wie die seine, von jemandem persönlich hören. Auf dem Weg nach Deutschland hat er viele Bilder gemacht. Seinen ersten Erfahrungsbericht erzählte er in einer Schule in Gommern. Die Kinder hörten mit großen Interesse zu. Seitdem erzählte er viele Male über seine Reise und den Integrationsweg bei verschiedenen Organisationen. Bei Hochschulen und Schulen, Polizei und Behörden, aber auch bei anderen Institutionen und Vereinen.
Nach einem sehr bewegenden Vortrag, mit Bildern eines wunderschönen Landes vor dem Krieg, mit Eindrücken vom Bürgerkrieg und den belastenden Ängsten die deutlich spürbar wurden, verging die Zeit wie im Flug. Rami beantwortete Fragen unserer Gäste und wir kamen über viele Themen ins Gespräch.
Rami, was glaubst du, ist das Geheimnis deiner erfolgreichen und schnellen Integration in Deutschland?
„Einer der wichtigsten Schritte ist für mich persönlich das freiwillige Engagement gewesen. Dadurch habe ich eine tolle Chance bekommen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern, wichtige Erfahrungen zu sammeln und neue Kontakte zu knüpfen. Der Bundesfreiwilligendienst ist für mich ein Wegbreiter und Türöffner gewesen. Vor allem habe ich meine heutige Arbeitsstelle bekommen, weil ich mich freiwillig engagiert habe. Zudem bin ich jetzt im Vorstand im Landesjugendwerk. Ich bin das erste Mitglied mit einer Fluchtgeschichte und ziemlich stolz darauf.“
Zum Abschluss des Abends überreichte ich unseren Mösthinsdorfer Sektpudel, der nun auch Rami auf seinen Wegen begleiten soll.
Wir bedanken uns herzlichst für diese ganz besonderen Einblicke und freuen uns auf ein Wiedersehen. Herzlichen Dank auch an das Netzwerk “Weltoffener Saalekreis”, durch den diese Veranstaltung ermöglicht wurde.
Beste Grüße
Ronny Krimm
Mösthinsdorfer Heimatverein e. V.